Montag, 11. April 2016
Triest und Frühlingsbeginn
Hey,
ich hoffe es geht euch gut. Damit es nicht nochmal zu einer solchen Verzögerung kommt wie mit dem letzten Eintrag fange ich diesmal extra früh an zu schreiben. Kann auch damit zusammenhängen, dass ich im Zug sitze und einen Zeitvertreib suche, aber warum auch immer- ich schreibe.
Also wie versprochen beginnt dieser Bericht da, wo ich den letzten beendet habe- in Triest. Eine Stadt in Italien am Mittelmeer ziemlich unmittelbar an der Grenze zu Slowenien. Diesen Ostertrip haben Betigül und ich unternommen, und zugegeben ist Triest dabei nur eine Art Notlösung gewesen, weil ursprünglich Venedig geplant war, das an Ostern aber vergleichsweise teuer ist. Also haben wir uns für diese Stadt entschieden, über die ich sehr unterschiedliche Meinungen gehört habe. Eine davon war, dass sie zu industriell wäre. Naja, ich glaube diese Person und ich haben unterschiedliche Vorstellungen von „zu viel Industrie“, ob das jetzt für meinen Städtegeschmack spricht oder nicht ist wohl sehr subjektiv. Auf alle Fälle mag ich mein schönes Ruhrgebiet und abgesehen von einem industriell anmutenden Stück Hafen in Triest gibt es definitiv wenig Parallelen.
So nah an der Küste ist der Frühling schon deutlich weiter fortgeschritten, Kirschbäume blühen, sobald die Sonne aufgeht ist das Vogelgezwitscher so penetrant, dass man sich zweimal überlegt ob man das Fenster aufmacht (ich hab es nach 20Sekunden wieder zugemacht und das mit sechs Männern im Zimmer, die alle das Bier vom Vorabend ausgedünstet haben, das will schon was bedeuten). Aber alles der Reihe nach. Wir sind Samstagvormittag angekommen, dank der Lage von Ljubljana braucht man ja nirgendswo wirklich lang hin. Wir sind mit dem Zug bis Villa Opicina gefahren und von da mit der Tram weiter nach Triest rein. Ich hatte mir ganz fest vorgenommen auf dem Rückweg ein Bild von eben dieser zu machen, ratet mal welches Gefährt wir auf dem Rückweg nicht benutzt haben. Triest ist eine Hafenstadt, in der sich das wichtigste rund um den Hafen abspielt, so habe ich es zumindest erlebt. Unser Hostel war ein ganzes Stück außerhalb, nahe dem Schloss Miramare. Um ins Zentrum zu kommen konnte man etwa drei Kilometer am Meer entlanglaufen und dann einen Bus nehmen, oder, wenn man so begabt ist wie wir und keinen Shop findet, der Bustickets verkauft, auch noch die letzten drei bis vier Kilometer an der Straße weiterlaufen. Ist uns aber nur einmal passiert, ehrlich. Es lohnt sich auf jeden Fall einfach mal so ein wenig durch die Straßen von Triest zu laufen, überall sieht man sehr schöne Häuser, ich habe mich ein wenig an Wien erinnert gefühlt. Da uns der Weg ins Zentrum und die Essenssuche am Samstag doch ganz schön viel Zeit gekostet hat und Betigül nicht direkt begeistert war von meinem Vorschlag am Sonntag wandern zu gehen haben wir die detailreichere Stadtbesichtigung auf Sonntag vertagt und den Tag gemütlich mit einem Eis am Hafen ausklingen lassen und uns später den Sonnenuntergang von der Terrasse des Hostels aus angesehen.

Einschub: Inzwischen ist es auch schon wieder zwei Wochen später, ich bin zuhause und genieße, dass Jess übers Wochenende auf Malta ist. Endlich genug Platz um Wäsche zu waschen und im ganzen Zimmer zu verteilen zum Trocknen. Von Alltag würde ich auf keinen Fall hier sprechen, aber man arrangiert sich mit der Situation.
Heute ist hier ziemlich genau Halbzeit für mich und damit denke ich auch mal Zeit um ein kleines Zwischenfazit zu ziehen. Ich liebe sowohl Ljubljana als auch Slowenien als Ganzes. Ich habe schon viel erlebt und es steht noch eine ganze Menge an. In 40 Minuten mit dem Zug an den Ausläufern der Alpen zu sein und nur wenig später mitten drin hat unglaublich viel Charme und den werde ich definitiv zuhause in Dortmund vermissen. Aber vielleicht spornt es mich auch an, ein paar landschaftlich schöne Ecken rund um Dortmund zu entdecken.
Das Leben im Dom ist nur sehr begrenzt für mich gemacht. Ein Zimmer zu teilen finde ich unglaublich anstrengend und ich freue mich sehr sehr sehr auf ein eigenes Zimmer, wenn ich wieder da bin. Damit, dass ich inzwischen die einzige bin, die hier noch sowas wie einen Putzlappen in die Hand nimmt, habe ich mich langsam abgefunden. Das wird den Abschied aber auf jeden Fall vereinfachen. Was ich gerne mag ist, dass viele Leute so sehr schnell erreichbar sind und man nicht alleine sein muss wenn man es grade nicht will. Man lernt schnell viele Menschen kennen, mit wem man dann auch in Kontakt ist, steht auf einem anderen Blatt. So ganz in die Erasmus Community reinpassen tue ich leider nicht. Ich trinke gerne ab und zu mal einen Wein oder auch einen Gin Tonic, einer reicht dann aber auch. Ich nutze lieber den Tag als die Nacht. Wenn ich um 11 mit Brummschädel aufwache ist der Tag für mich eigentlich gelaufen, weil ich das Gefühl habe ihn verschwendet zu haben. Das macht mich nicht unbedingt zur normalen Erasmusstudentin, und stößt nicht immer auf Verständnis, aber damit muss ich dann umgehen.

Manches muss man zeitnah festhalten, solange das Gefühl, das es in einem ausgelöst hat noch greifbar ist. Dieses Wochenende verdient einen solche Aufmerksamkeit. Weil es, obwohl nix besonderes passiert ist, mir unglaublich gut gefallen hat. Zum einen war ich gestern (Samstag) mit Kristina zusammen auf einem Konzert von Frank Turner, das unglaublich viel Spaß gemacht hat. Ich habe es vermisst zu einer Veranstaltung zu gehen, bei der die Musik im Mittelpunkt steht. Und mal ganz davon abgesehen, dass ich schwer damit beschäftigt war diesen Mann anzuhimmeln hat er uns ein großartiges Konzert über zwei Stunden geliefert nah denen Kristina und ich sehr glücklich und sehr müde waren. Heute (Sonntag) habe ich zu großen Teilen in meinem Bett verbracht, auch wenn das Wetter gar nicht so schlecht war. Dadurch dass ich viel Besuch hatte in der letzten Zeit und dadurch wohl ein bisschen unter Strom stand hat sich mein Körper eine ordentliche Portion Schlaf zurückgeholt. Nachmittags bin ich aber doch aus meiner Höhle gekrochen um dem Burger & Bier Festival eine Chance zu geben. Und was soll ich sagen – es hat sich gelohnt. Einen leckeren Burger später und mit einem wirklich guten Craftbier in der Hand haben wir uns an den Rand gesetzt. Bei Elektromusik, solcher die ich gerne schon mal bei solchen Anlässen im Hintergrund habe, haben wir Menschen beobachtet, den Sonnenuntergang angeschaut, sind unseren Gedanken nachgehangen und haben uns gefreut grade genau hier zu sein. Ein sehr runder Abschluss eines schönen Wochenendes.
Was ich übrigens sehr lustig und irgendwie süß fand: Bei den Mülleimern, die aufgeteilt waren nach braun, gelb, schwarz, saß die ganze Zeit jemand und hat einen darauf hingewiesen wo man seinen Müll doch bitte reinwerfen soll. Einer der Gründe warum Ljubljana den Titel „Green European Capital 2016“ definitiv verdient hat.

Aber zurück zu Triest, denn damit war ich ja noch nicht fertig. Sorry wegen der etwas auseinandergepflückten Berichterstattung. Den Sonntag haben wir genutzt um uns Triest näher anzuschauen, diesmal ausgeruhter dank dem Bus. Dazu gibt es einfach im Anschluss an diesen Text ein paar Bilder. Am Montag haben wir morgens einen Spaziergang durch den Park von Miramare gemacht, der ganz bezaubernd war, auch wenn es ein wenig geregnet hat. Kein so geschniegelter Schlossgarten wie in Schönbrunn, sondern wild und verwachsen und mit seinem ganz eigenem Charme. Danach sind wir zur Grotta Gigante gefahren, angeblich die größte Schauhöhle der Welt und ja, sie war beeindruckend groß! Am lustigsten fand ich allerdings die ganzen Leute die sich lautstark darüber beschwert haben, dass man erst 500 Stufen runter und später, wer hätte das gedacht, auch wieder hoch musste. Dazu später auch ein paar Bilder.

Am nächsten Wochenende haben meine zwei Cousinchen mich besucht. Wir hatten zwar nur einen ganzen Tag, den Sonntag, aber haben uns eine sehr schöne Zeit gemacht. Dienstagabend ist dann Katrin angekommen. Leider waren wir etwas an Ljubljana gebunden, weil ich doch zwischendurch zur Uni muss, trotzdem habe ich wieder etwas Neues entdeckt und Katrin glaube ich einen schönen Eindruck von Slowenien bekommen.

Nun, das Wochenende danach habe ich euch schon beschrieben. Ich freue mich noch auf einen Ausflug morgen, von dem ich die Bilder noch zu diesem Eintrag hinzufügen möchte und dann liege ich tatsächlich einmal in meinem 2-Wochen-Rhythmus!

Alles Liebe
Paula

Nachtrag: Der Text war tatsächlich pünktlich fertig, aber ich habe mir mit der Auswahl und Kommentation der Bilder unnötig schwer getan. Wie das manchmal ist. Trotzdem endet dieser Eintrag vor etwa 2 Wochen und der nächste wird dann halt etwas länger.



Stillleben von einem sehr entspannten und typischen Freitagvormittag in Ljubljana



Der große Kanal in Triest



Der große Platz in Triest. Ich habe mich wie glaube ich bereits erwähnt von der Architektur sehr an Wien erinnert gefühlt. Gestern habe ich mich mit einer Polin unterhalten, die meinte Europa sei nicht besonders spannend zu bereisen, weil sich die Städte doch sehr ähneln. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie solle mal nach Dortmund und Wuppertal kommen, vielleicht ändert sie ihre Meinung ja noch.



Blick Richtung Triest ungefähr auf halber Strecke von unserem Hostel bei Miramare ins Zentrum



Die Burg von Triest



Der Blick von der Burg aus, die Küste entlang, Richtung Miramare



Die Kapelle neben der Burg. Eigentlich sehr unspektakulär, aber ich war fasziniert von diesem Durcheinander von Dächern



Sonnenuntergang



Miramare



Die Grotta Gigante
Gegenüber sieht man den Weg im Zickzack weiß beleuchtet, der uns mit 500 Stufen in die Höhle geführt hat. Diese ist angeblich die größte, für die Öffentlichkeit zugängliche Schauhöhle weltweit, was sich aber nur auf diesen Raum bezieht. Und der ist wirklich beeindruckend riesig!



Die Cousinchen zu Besuch



Wir haben uns vor allem Ljubljana angeschaut und den beginnenden Frühling genossen



Und weiter geht’s mit dem Besuch! Kurz nachdem Ida und Marlene weg waren ist auch schon Katrin angekommen. Hier sitzen wir gerade an der Ljubljanica und trinken ein Weinchen



Einen Halbtagesausflug haben wir nach Kamnik gemacht, ein sehr hübsches und etwas verschlafenes Dorf in der Nähe von Ljubljana. Hier sieht man einen Teil (etwa die Hälfte) von Kamnik von oben



Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg fand man sich vor den Ruinen der alten Burg von Kamnik wieder. Zu unserem Glück waren wir unter der Woche unterwegs und wir hatten diesen schönen Ort fast für uns alleine.



Der Blick von der alten Burg Richtung Alpen





Ich versuche mich an Panoramas.. Hier sieht man das Festival auf dem kleinen Marktplatz von Ljubljana



Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen



Einfach, weil ich das Bild sehr schön finde



1200 Höhenmeter später und ganz schön fertig kommen wir auf Velika Planina an





Krokusse und Schneefelder wechseln sich ab, es ist wunderschön und ich freue mich schon sehr darauf diesen Ort nochmal zu einer anderen Jahreszeit zu sehen

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